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Fit & Gesund 2017

Es geht auch ohne Pillen

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Schon wieder krank! Doch nicht bei jedem Infekt ist gleich der Griff zu Medikamenten erforderlich. Oft reicht es, die Symptome des Körpers wahrzunehmen – und sich selbst eine Auszeit zu verordnen.

VON BETTINA LEVECKE Wer die Schnupfenzeit unbeschadet übersteht, kann sich freuen. Denn irgendwann erwischt es jeden. Ob Husten, Schnupfen oder auch die Grippe – es gibt viele Beschwerden, die immer wieder dafür sorgen, dass die Wartezimmer in deutschen Arztpraxen gut gefüllt sind. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geht der Deutsche im Schnitt 17-mal im Jahr zum Arzt. Bei einer Grippe ist das durchaus zu empfehlen. Doch auch bei allen leichteren Infekten?„Aus rein gesundheitlicher Sicht wäre sicher nicht jeder Gang zum Arzt erforderlich“, sagt zum Beispiel Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Bremen. Menschen, die keine chronischen Erkrankungen haben oder zu einer anderen Risikogruppe gehören, könnten leichtere Infekte oft auch ohne ärztlichen Besuch auskurieren.

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FOTOS: UNSPLASH/KYLE RYAN, FOTOLIA

„Aber immer mehr Menschen sind verunsichert, können die Symptome ihres Körpers selbst gar nicht einordnen und bekommen bei Schmerzen oder Fieber sofort Panik“, sagt Mühlenfeld, der in den vielen Arztbesuchen deshalb vor allem ein Zeitphänomen sieht. „Die Berichterstattung in den Medien, zum Beispiel über Epidemien oder Grippetote, macht vielen Menschen Angst. Dann geht man natürlich lieber einmal mehr zum Arzt.“

Fieber hilft dem Körper

Das ist sinnvoll, denn das Gespräch mit dem Arzt kann die belastenden Symptome klären und das Vertrauen in den Körper stärken. Das begünstigt den Heilungsprozess. Mühlenfeld erklärt: „Viele Menschen ängstigen sich, wenn sie Fieber bekommen und sind beruhigt, wenn ich ihnen erkläre, dass Fieber hilfreich ist und nicht grundsätzlich mit fiebersenkenden Mitteln behandelt werden muss.“ Fieber aktiviert die Produktion von Antikörpern und hilft dem Körper, Krankheitserreger loszuwerden.

Immer mehr Menschen sind verunsichert und können die Symptome ihres Körpers nicht einordnen.

Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, Hausärzteverband

Auch ein schlappes Körpergefühl sei nicht gleich ein Grund zur Sorge, denn der Körper signalisiert damit, dass er Zeit für die Heilung braucht und Arbeit oder andere Verpflichtungen warten müssen. Genauso wie Übelkeit zeigt, dass Essen gerade nicht so wichtig ist. Ein Antibiotikum zu verschreiben, nur weil das Wochenende vor der Tür steht oder der Patient sich besser fühlen möchte – davon rät der Hausarzt ab. „Bei sehr vielen Erkrankungen sollte man ein paar Tage Geduld haben und schauen, wie die Krankheit verläuft, bevor man etwas verschreibt. Zudem entstehen Grippale Infekte in der Regel durch Viren. Hier wirkt ein Antibiotikum nicht. Bei einem stärkeren Krankheitsverlauf können aber andere Medikamente zu hohes Fieber, Kopf und Gliederschmerzen oder andere belastende Symptome behandeln. „Ob diese benötigt werden, sollte dann möglichst mit dem Hausarzt besprochen werden“, sagt Mühlenfeld..

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Damit es aber vielleicht überhaupt nicht so weit kommt, ist es wichtig, schon die ersten Warnsignale des Körpers zu verstehen und mit einem passenden Verhalten darauf zu reagieren, rät der Hausarzt zu einem achtsameren Umgang mit sich selbst.

Viele Menschen ignorieren Warnzeichen

Doch genau hier liege ein großes Problem der modernen Leistungsgesellschaft, sagt Professor Benno Brinkhaus, Leiter des Projektbereichs Komplementäre und Integrative Medizin an der Charité-Universitätsmedizin Berlin: „Im Wunsch, immer zu funktionieren, ignorieren viele Menschen die Warnzeichen ihres Körpers.“

Sich schlapp fühlen, öfter unter Kopfschmerzen leiden oder immer müde sein: Der Körper zeige uns in der Regel deutlich, dass wir an unsere Grenzen kommen.

„Besonders bei Menschen, die viel Belastung und Stress haben, kann sich dann die Krankheitsanfälligkeit verstärken und ein Infekt auf den nächsten folgen.“

Die Forschung der sogenannten Psychoneuroimmunologie, die die Zusammenhänge von Psyche, Nervenund auch Immunsystem untersucht, zeigt, dass die psychische Verfassung und der Lebensstil viel dazu beitragen, wie stark die Selbstheilungsfähigkeiten eines Menschen sind. Brinkhaus rät: „Wer zu Infekten neigt und immer wieder krank wird, sollte deshalb mit einem Arzt nach den wirklichen Ursachen suchen und mehr auf sich achtgeben.“

100 Milligram Vitamin C pro Tag sollten Erwachsene nach Expertenmeinung zu sich nehmen, um ihr Immunsystem zu stärken.

Vorbeugend sind zur Stärkung des Immunsystems vor allem Entspannung, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene obst- und gemüsereiche Ernährung (siehe Kasten) wichtig. „Das sind wichtige Grundlagen für einen gesunden Körper“, sagt Brinkhaus.

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Im Erkrankungsfall selbst ist die beste Medizin, dem Menschen Zeit für die Genesung zu geben. Dazu gehört vor allem: sich Ruhe gönnen, viel schlafen, viel trinken und gesund essen. Mühlenfeld ist überzeugt: „Der Körper spricht mit uns, wir müssen nur lernen, wieder stärker auf ihn zu hören.“

Viele Menschen schwören gerade bei Erkältungsbeschwerden auf Hausmittel: Zwiebelsäckchen werden ans Ohr gelegt, Dampfbäder eingelassen, es wird gegurgelt oder Hühnersuppe getrunken. Heilen können diese Mittel die Virusinfektion nicht, dennoch raten Ärzte in der Regel nicht ab. Denn manche Beschwerden werden so gelindert.

Eines ist vielen Hausmitteln gemein: Sie ersetzen die ausgeschwitzte Flüssigkeit und befeuchten zusätzlich die Schleimhäute, sodass sie sich gegen Eindringlinge schützen können. Und mit ihrer Wärme kurbeln sie die Durchblutung an. Das gilt auch für Tees – vor allem Lindenblütentee. Die Wärme erleichtert dem Körper, die Temperatur zu erhöhen, was den Kampf gegen die Viren unterstützt.

Heile dich selbst! Die drei Säulen der Gesundheitsprävention

Psyche, Nerven- und Immunsystem hängen eng zusammen, besagt die Wissenschaft der Psychoneuroimmunologie. Professor Benno Brinkhaus erklärt die drei wichtigsten Grundlagen für einen gesunden Körper:

• 1. Entspannung: Auf jeden Stress sollte eine Erholungsphase folgen. Setzen Sie in Ihrem Alltag bewusst Gegenpole, zum Beispiel mit Meditation, Tai-Chi, Yoga oder anderen Entspannungsverfahren.

• 2. Bewegung: Regelmäßige körperliche Bewegung stärkt das Immunsystem. Als Faustformel gilt mindestens dreimal wöchentlich für 30 Minuten, besser wäre natürlich mehr. Die Bewegung sollte aus einer schweißtreibenden Ausdauersportart bestehen.

• 3. Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene obst- und gemüsereiche Ernährung mit wenig Fleisch. Dazu mindestens zwei Liter pro Tag trinken.

Spazierengehen hält gesund

SPRECHSTUNDE INGO FROBÖSE

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Strammes Spazierengehen hat einen mit Jogging vergleichbaren gesundheitlichen Nutzen. Das hat eine wissenschaftliche Studie der Deutschen Sporthochschule Köln gezeigt. Erforderlich ist dabei eine Geschwindigkeit von etwa 4,5 bis 6 Kilometern pro Stunde. Insbesondere Sportanfänger profitieren von dieser Bewegungsform, weil es so viel weniger zu Überforderungen kommt und Gelenke und Knochenstrukturen optimal beansprucht werden. Spezielle Kleidung oder Geräte brauchen Sie dazu nicht.

30 Minuten täglich abends stramm gegangen verbessern die Fitness und halten lange fit und gesund. Aber auch, wer den Tag über Meter und Schritte sammelt, macht schon sehr viel: Drei Einheiten über den Tag verteilt zu jeweils mindestens 10 bis 20 Minuten Dauer verbessern Herz und Kreislauf und beugen vielen Krankheiten vor. Dazu lässt sich auch die Mittagspause aktiv nutzen.

Prof. Dr. Ingo Froböse ist Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Entlastete Schultern

UNSERE LEICHTESTE ÜBUNG

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In der stehenden Vorwärtsbeuge wird die Flexibilität der Wirbelsäule verbessert. Anleitung: Mit hüftbreit geöffneten Füßen aufstellen. Nun mit geradem Rücken nach unten beugen. Dabei die Arme verhaken: die rechte Hand liegt in der linken Ellenbogenbeuge und die linke Hand in der rechten Ellenbogenbeuge. Den Oberkörper hängen lassen, die Schultern sinken nach unten. Die Beine können gebeugt sein, um im Rücken noch mehr loszulassen. Die Position so lange halten, wie sie angenehm ist.


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Divertikulitis 

DAS SAGT DER ARZT

Ein plötzlich auftretender Schmerz im Darm, der oftmals auch in den Rücken ausstrahlt, verursacht durch sich entzündende Ausstülpungen der Darmschleimhaut.

Hätten Sie’s gewusst? Bei fast jedem dritten Deutschen sinkt im Winter die Stimmung, wie eine Studie von Forsa und der Techniker Krankenkasse zeigt.