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Sicherheitswochen 2017

Das Land der Scheinradwege

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Zu wenig Platz: Häufig sind die Radwege in deutschen Großstädten zu schmal. FOTO: DPA

Radexperte Stefan Warda über Fehlplanungen deutscher Großstädte und „Rüpelradler“

Herr Warda, in welcher deutschen Stadt fahren Sie am liebsten Fahrrad? Stefan Warda: Da fällt mir ehrlich gesagt keine ein. Hamburg, Berlin, Köln, Münster – überall ist das Radfahren stressig. Lieber mache ich im Urlaub Abstecher in die Niederlande oder nach Kopenhagen.Was ist an den deutschen Fahrradwegen so schlimm?Sie sind viel zu schmal und befinden sich im Türbereich der parkenden Autos, sodass Radfahrer oft auf den Gehweg ausweichen müssen und Fußgänger behindern. Wenn ein Autofahrer in eine Querstraße einbiegt, sind für ihn Radler auf dem Radweg nur schwer zu erkennen – das ist gefährlich. An Kreuzungen sind die Ampeln nicht an die Geschwindigkeit der Radfahrer angepasst, sodass man immer wieder halten muss.

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Radexperte Stefan Warda aus Hamburg 
FOTO: FERRAZ

Einige fahren dann bei Rot.

Wenn wir von „Rüpelradlern“ sprechen, dann müssen wir auch die „Rüpelplaner“ erwähnen. Die meisten Fahrradwege in deutschen Städten sind nur Scheinradwege. Sie dienen nicht dem Radfahrer, sondern dem Autoverkehr. Ihr Ziel ist es schlicht, das Fahrrad von der Fahrbahn zu verdrängen. Deswegen werden sie auch nicht richtig genutzt.


Was können wir von Fahrradmetropolen wie Amsterdam oder Kopenhagen lernen?

Wenn wir wollen, dass mehr Menschen Rad fahren, müssen wir die Infrastruktur an die Fahrradfahrer anpassen. In Holland sind die Radwege getrennt vom Auto- und Fußgängerverkehr. Sie sind so breit, dass zwei Radler nebeneinanderfahren und ein dritter sie überholen kann. Das alles verhindert Konflikte, und da macht es einfach Spaß, Rad zu fahren.

Breitere Radwege auf Kosten der Autofahrer, das ist die Lösung, oder?

Anders geht es nicht. Besonders in Innenstädten würden Teile der Fahrbahn oder die Parkmöglichkeiten einem richtigen Fahrradweg weichen. Als Autofahrer müsste man sich darauf einstellen, nicht zu jeder Zeit überall parken zu können. Es gibt aber ausreichend Parkhäuser.

Interview: Alexander Salenko

Der Radweg ist nicht zwingend Pflicht

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In Deutschland zwingen Schilder Radfahrer häufig auf den Radweg. Wenn dieser zu gefährlich ist, beispielsweise bei Eis und Schnee, darf man laut Straßenverkehrsordnung auf die Fahrbahn ausweichen. Diese ist meistens geräumt. Bei Laubbelag sei die Rechtslage weniger eindeutig, sagt Hannelore Herlan von der Verkehrswacht. „Es hängt vom Einzelfall ab. Wenn sich auf dem Fahrradweg hohe Laubberge auftürmen, kann es schon mal gefährlich werden. In einer solchen Situation darf man einen benutzungspflichtigen Radweg verlassen.“

Im Test

Die meisten Helme schützen gut

Nahezu jeder zweite Fahrradhelm ist sicher – die Tester waren häufig zufrieden.

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Der „Casco Activ 2“ schützt nicht nur – er sitzt auch bequem. 
FOTO: HERSTELLER

Obwohl es immer wieder Fahrradunfälle mit schweren Kopfverletzungen gibt, ist das Tragen eines Fahrradhelms bis dato keine Pflicht. Dennoch entscheiden sich inzwischen viele Radler – mal abgesehen von der Altersgruppe der über 70-Jährigen (dort sind es nur 25 Prozent) – für das Tragen eines Helms. Denn, so bestätigen es auch die Tester der Stiftung Warentest: Selbst ein mittelmäßiger Helm schützt besser als gar kein Helm – vor allem an den neuralgischen Punkten Stirn und Schläfe.

Während 2015 noch zahlreiche Helme beim Schutz dieser empfindlichen Kopfbereiche im Test durchfielen, haben zahlreiche Hersteller inzwischen nachgebessert. Im aktuellen Test reichten viele Helmschalen an den Seiten deutlich weiter nach unten.

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Bei den Kinderhelmen erhielt der „Nutcase Little Nutty“ gute Noten.. 
FOTO: NUTCASE

Erfreulich auch das Gesamtergebnis: Sieben der aktuell 15 getesteten Fahrradhelme schnitten mit der Gesamtnote „gut“ ab, allen voran der Casco Activ 2 – mit einem Gesamtergebnis von 1,7 ist er der aktuelle Testsieger. Der Helm überzeugte die Prüfer nicht nur, weil er sehr gut vor Kopfverletzungen schützt, sondern weil er obendrein auch noch sehr angenehm sitzt und reichlich Fahrtwind durchlässt – ebenso wie der Zweitplatzierte, der Cratoni Pacer.

Neben einem breiten Mittelfeld konnte einzig der Overade Plixi die Tester nicht so recht überzeugen – als einziger Falthelm im Feld bot er nur ausreichenden Schutz für den Kopf und ließ sich obendrein auch nur schwer an die Schädelform anpassen. Im Bereich „Konstruktion, Belastbarkeit von Riemen und Schloss“ fiel er mit einem mangelhaften Ergebnis zudem gleich ganz durch.

Die besten Helme für den Nachwuchs

Nahezu durchgesetzt hat sich das Tragen eines Fahrradhelms bei den unter Zehnjährigen: Rund zwei Drittel der Kinder dieser Altersstufe sind mit einem Helm unterwegs. Und auch hier kamen die Tester zu einem erfreulichen Ergebnis: Etwa die Hälfte der geprüften Kinderfahrradhelme schützte gut vor Verletzungen. Besonders positiv fiel den Testern der Nutcase Little Nutty auf. Er überzeugte in den Bereichen Unfallschutz und Handhabung am meisten. Platz zwei konnte sich der Abus Anuky sichern, im Bereich der „Abstreifsicherheit“ und der „Erkennbarkeit im Dunkeln“ schnitt dieses Modell sogar besser als der Gesamtsieger von Nutcase ab. rnd

Tipp

Auch Helme altern und verlieren dadurch ihre Schutzwirkung. Unbedingt sollte daher auf entsprechende Hinweise des Herstellers wie etwas das Produktionsdatum geachtet werden.

.Allerdings variiert die Lebensdauer eines Helms: Je nach Hersteller liegt sie bei etwa drei bis fünf Jahren – auch diese sollte in der Beschreibung ausgewiesen sein. Grundsätzlich gilt: Spätestens nach einem Sturz auf den Helm sollte sich jeder Radfahrer einen neuen kaufen.