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Freischießen Magazin 2017

Der Commers-Abend der Schützengilde weckt schönste Erinnerungen

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Erhielt für die langjährige, gute Zusammenarbeit die Goldene Ehrennadel: Michael Kessler (r.). Andreas Höver (l.) als Hauptmann und Jörg Buchberger als Adjutant zeichneten ihn aus.

Commers-Abend – der Begriff weckt schönste Erinnerungen und Vorfreude auf den Sonnabendabend vor Freischießen im Gildesaal. Hervorragende Ansprachen, fröhliche Mündigsprechungen, Spaß und Vorfreude auf herrliche Festtage.

Den Ablauf des Abends schätzen wir: Begrüßung durch den Hauptmann, Ehrungen, Ansprachen „Hoch auf das Vaterland und Gefallenen- Ehrung“ und „Hoch auf das Peiner Freischießen“, Mündigsprechung der Rekruten und anfeuernde Worte des Hauptmanns, keine Veranstaltung auszulassen! Der Höhepunkt, die traditionellen Worte: „Schützen, wir stehen am Vorabend großer Ereignisse!“Ein Blick in die seit 1861 durchgängig überlieferten Protokolle der Collegiumssitzungen ermöglicht eine Rekonstruktion des Commers-Abends über die Jahre. Erste Hinweise liefert das Protokoll vom 3.7.1867: „Es wurde beschlossen, die Musik-Chöre der Bürger und Schützen am Sonnabendabend gemeinschaftlich durch die Straßen ziehen zu lassen.“ Im Protokoll vom 24.6.1873 steht: „Es wurde beschlossen, dass am Sonnabend vor Freischießen Ständchen nur innerhalb der Stadt inclusive Bahnhofstraße gebracht werden sollen.“

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Und der Commers? 2.5.1904: „Antrag eines Coll.-Mitgliedes über Abhaltung des heiligen Abends (= Commers-Abend): „Der am Vorabend übliche Commers findet in diesem Jahre in unserem Zelte statt und …“ Der Ablauf des Commerses ist von alters her geregelt, wurde aber kontinuierlich auf seine Aktualität überprüft. Wie die Mündigsprechung (= Aufnahme) der Rekruten (= künftigen Mitglieder): Am 18.9.1910 bemängelte ein Coll.-Mitglied die Art der Mündigsprechung und schlug vor, sie „an einem Bierabend, den die Rekruten veranstalten, vorzunehmen“. Der Vorschlag fand keine Mehrheit. Als nach dem 1. Weltkrieg wieder Freischießen gefeiert wurde, gab es 1920 19 Neuaufnahmen, 1924 gar 56 Rekruten. Am 11.7.1933 beschloss man: „Die Mündigsprechungen sollen wieder im Zelte stattfinden, da es sich gezeigt hat, dass der Heilige Abend vor Schützenfest unter dem Ausfall leidet.“ Ähnlich nach dem 2. Weltkrieg. 20.5.1949: „Mündigsprechung durch 4 oder 5 Koll.-Mitglieder. Die Schützengilde feiert im Schützenhaus.“ Nach Freischießen am 12.7.1949: „Der Commers hat zu lange gedauert, welches der vielen Neuaufnahmen zu danken ist.“

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Schützengilde: (v. l.) Ulrich Peitmann, Dr. Gerhard Rauls, Andreas Höver und Peter Dickhaus.

Die Anzahl der Vorträge Wurde diskutiert

6.5.1974: Der Hauptmann bittet um Anregungen, wie der Commers-Abend interessanter zu gestalten ist. Schbr. Schrader schlägt vor, die Gefallenen-Ehrung, das Hoch aufs Vaterland und das aufs Peiner Freischießen zusammenzufassen. Es wird das teilweise Unverständnis der jüngeren Schützenbrüder z. B. am Hoch aufs Vaterland mit dem Wunsch der Älteren nach besonders pathetisch-ernstem Vortrag abgewogen. Der Hauptmann schlägt vor, zumindest die Gefallenen-Ehrung und das Hoch auf das Vaterland zusammenzufassen.“ Das wurde so beschlossen. 1977 und 1980 wurden diese Fragen neu diskutiert: „Der Hauptmann wird gebeten, seine Begrüßungsworte kurz zu fassen und nichts von der Ehrung der Gefallenen und Toten vorwegzunehmen, was dieser zusagt. Nach der Gefallenen-Ehrung und Hoch auf Freischießen kann der Hauptmann zur heiteren Rekrutenvereidigung überleiten.“ 1980 wurde beschlossen, „dass schon als Mahnung gegen Krieg und für Frieden auf die Gefallenen-Ehrung nicht verzichtet werden darf“.

1935 wurde beschlossen, „dass am Heiligabend 80 RM zur Bierbeschaffung aus der Gildekasse entnommen werden“. Mit dem Zeltpächter wurde vereinbart, „auch Härke-Bier jederzeit ausschankbereit zu halten“ (und nicht nur Lindener Bier). 1935 stellte der Hauptmann fest: „Die Beschaff ung von 1 hl Bier aus der Gildekasse zum Heiligen Abend hat sich bewährt.“ 1989 wird beschlossen: „Die Bierbar wird im Anschluss an den Commers geöffnet, und die Kapelle spielt circa ½ Stunde länger.“ Das wurde von den Schützen begrüßt, sodass 1990 bis 1992 wieder 30 Liter Freibier aufgelegt wurden.

Anklang fand der vor dem Commers durchgeführte Marsch in die Südstadt zum Lönskrug: der „Schollbach“ (so hieß das Lokal vorher). 1958 wird beschlossen, „dass auch in diesem Jahr der Marsch über Schollbach geht“. Die Generalversamlung 1963 stellt fest: „Über das Weiterbestehen des Marsches am Heiligabend zu der 85-jährigen Tante Minna, der Witwe unseres verstorbenen Schbr. Schollbach, freut sich die gesamte Gilde.“ Hoffen wir, dass wir noch viele Jahre den Heiligabend mit dem Marsch zu Schollbach und einen begeisternden Commers-Abend erleben dürfen.