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Sicherheitswochen 2017

Der Preis der Sicherheit

Der Preis der Sicherheit

Wer regelmäßig Geld beiseitelegt, kann ein Vermögen aufbauen, hieß es früher einmal.

In Zeiten von Niedrigzinsen ist das deutlich schwieriger. Wer sein Geld vermehren möchte, kommt an dosiertem Risiko nicht vorbei.Von Stefan Winter Alle, die zu faul sind, sich mit Geldanlage zu befassen, finden schnell den guten Grund: Die Zinsen sind im Keller, es ist doch sowieso nichts zu holen. Ein Viertel der Deutschen befasst sich gar nicht erst mit Geldanlage, hat jüngst eine Umfrage der Sparkassen ergeben, unter den Jüngeren sei es sogar ein Drittel.Aber den einen oder anderen Gedanken sollte doch jeder für finanzielle Vorsorge aufwenden. Dass die Altersvorsorge für die nächste Generation Lücken aufweist, ist bekannt. Aber auch für Anschaffungen sollte es ein Polster geben, wenn man sich nicht einem Leben auf Pump ausliefern will. „Wir müssen zwischen jetzigem und zukünftigem Konsum abwägen“, sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen.

Sicherheitswochen 2017

"Es bleibt bei dem guten Rat, unterschiedliche Anlageformen zu wählen."

Andreas Martin, Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken

Damit stellen sich wichtige Fragen von selbst: Was ist das Ziel des Sparens? Wird das Geld zu einem bestimmten Termin gebraucht? Ist ein größerer Betrag verfügbar, oder müssen erst einmal kleinere gestapelt werden? Wie viel Geld muss jederzeit verfügbar sein? Normalverdiener, die einigermaßen ehrlich antworten, können einige gern diskutierte Themen gleich abhaken: Für die sogenannten exotischen Anlagen wie Kunst, Schmuck oder Oldtimer, für die Finanzierung von Crowdfunding-Projekten oder für die Kryptowährung Bitcoin fehlt meist schlicht das Spielgeld – und nur das sollte man dort riskieren, wenn man Spaß daran hat.

Wer nichts tut, hat den Verlust sicher

Dem Zusammenhang von Chance und Risiko entgeht kein Sparer. Je sicherer eine Geldanlage ist, desto weniger Ertrag bringt sie – die Rendite ist der Lohn für das Wagnis, der Verzicht darauf der Preis der Sicherheit. Wer allerdings gar nichts tut, hat den Verlust sicher. Derzeit braucht man rund 1,8 Prozent Rendite pro Jahr, um real kein Geld zu verlieren. Denn das ist die aktuelle Inflationsrate, also der Prozentsatz, den ein liegen gebliebener Euro in einem Jahr weniger wert sein wird. Mit Tagesgeld oder Festgeld ist derzeit kaum ein halbes Prozent zu schaffen. „In der aktuellen Niedrigzinsphase werden sicherheitsorientierte Sparer nicht belohnt“, sagt Verbraucherschützerin Oelmann.

Es bleibe „bei dem guten Rat, unterschiedliche Anlageformen zu wählen“, sagt Andreas Martin vom Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Dazu gehören für ihn Immobilien – besonders selbst genutzte –, Riester-Verträge sowie Fondssparverträge. Diese geben auch Kleinsparern die Chance, am Erfolg von Unternehmen teilzuhaben – und Unternehmen entwickeln sich in der Regel dann besonders gut, wenn Zinsen niedrig sind. Mit kleinen Tricks haben Sparer auch unter schwierigen Bedingungen die Chance, mehr aus ihrem Geld zu machen.

Du wohnst einfach darin ...

Immobilien gelten als sichere Geldanlage mit Nutzwert

Der Preis der Sicherheit-2

Von Stefan Winter 

Als die Sparkassen jüngst nach dem besten Mittel zum Vermögensaufbau fragten, war das Ergebnis eindeutig: 54 Prozent der Befragten nannten die selbst genutzte Immobilie. Vor zehn Jahren war der Anteil gerade einmal halb so hoch. Doch der Mix aus relativ guter Finanzlage und wenig attraktiven Zinsen treibt die Menschen ins „Betongold“.

Entsprechend sind die Preise in einigen Regionen gestiegen. Investitionen in vermietete Immobilien sind deshalb kein Selbstläufer mehr. Zudem sollte man sich hier selbst prüfen, ob man sich möglichen Ärger mit Mietern und Miteigentümern aufladen will.

Diese Sorge fällt beim eigenen Häuschen weg. Im Gegenteil: Vielen Menschen ist dieser Besitz schon ein Wert an sich – unabhängig von der Entwicklung als Geldanlage. Denn ob das Haus im Vergleich zur Miete über 20 oder 30 Jahre gerechnet wirklich Rendite bringt, ist kaum vorauszusagen. Noch ein anderer psychologischer Effekt spricht für die Immobilie: Ohne den Druck der Hypothekenraten würde man wohl nicht jahrelang so große Beträge beiseitelegen. Deshalb dürften die meisten Hausbesitzer im Rückblick mit ihrer Entscheidung zufrieden sein – auch wenn kaum jemand die Rendite der Geldanlage nachrechnet.

54 Prozent der Deutschen sehen in der selbst genutzten Immobilie die beste Form des Vermögensaufbaus

Soll es die eigene Immobilie sein, sind Grundsatzfragen zu klären, vor allem der Standort: Ballungsräume sind zwar teuer, aber möchte man später in einer abgelegenen Gegend sitzen? Experten sehen weiter einen Trend zur Landflucht und warnen vor Wertverlust in einigen Gebieten, wo jetzt zu viel gebaut werde.

Die Finanzierung ist auch bei niedrigen Zinsen kein Selbstläufer. Was man bei den Zinsen spart, sollte man in der Monatsrate für Tilgung drauflegen. Sonst kann sich bei den üblichen Annuitätendarlehen die Laufzeit extrem verlängern. Und natürlich gehört in jede Kalkulation die Frage, welche Zinsen man sich in zehn oder 15 Jahren leisten kann.

Ruhe bewahren!

„German Angst“ ist weltbekannt

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Von Thomas Feltes 

Wir haben Angst, obwohl wir in einem der sichersten Länder leben. Gewaltdelikte sind seit 2005 um 15 Prozent zurückgegangen, Sexualdelikte um 17 Prozent. Die tatsächliche Kriminalität sinkt, auch im Dunkelfeld. Das Beispiel des Wohnungseinbruchs zeigt, wie eine politische und mediale Irreführung bei den Menschen ankommt. Wir haben seit einiger Zeit einen Anstieg der Taten, aber immer noch nicht die Zahlen erreicht, die wir vor 15 Jahren hatten. Das Gefühl, überall würde eingebrochen, hat vor allem mit der medialen Aufbereitung und der politischen Diskussion zu tun. Die „German Angst“ ist inzwischen weltweit bekannt. Wir fürchten uns zu Tode und bewerten Risiken höher, als sie sind. So glaubten fast 20 Prozent der Bochumer in einer 2016 von der Ruhr-Universität vorgenommenen Befragung, dass sie 2018 Opfer eines Raubes werden. Tatsächlich liegt die Wahrscheinlichkeit bei unter 0,7 Prozent. 80 Prozent glaubten, dass Raubüberfälle in den vergangenen fünf Jahren in Deutschland zugenommen haben – in Wirklichkeit sind sie um mehr als 10 Prozent zurückgegangen. Diese Angst ist funktional für die Politik . Sie kann so tun, als wenn sie sich um die Ängste kümmert. Damit kann von anderen Problemen im sozialen Bereich abgelenkt werden.

Professor Thomas Feltes ist Jurist und Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft an der juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.

Stimmt das?

Wer ohne Helm fährt, trägt Schuld

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Nur die wenigsten der Radfahrer, die täglich auf den Straßen unterwegs sind, tragen einen Helm – und das, obwohl bekannt ist, dass er vor schweren Kopfverletzungen schützt. Heißt das nun, dass ein Radfahrer bei einem Unfall eine Mitschuld an seinen Verletzungen trägt, wenn er ohne Helm unterwegs war? Nein, entschied 2014 der Bundesgerichtshof. Drei Jahre zuvor war der Schadensersatz einer Radfahrerin reduziert worden, die bei einem Unfall ohne Helm Kopfverletzungen erlitten hatte. Dieses Urteil hob der Bundesgerichtshof später auf, da in Deutschland keine gesetzliche Helmpflicht für Radfahrer bestehe.

Zahlen, bitte!