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Gesundheitswochen

Herz unter Druck

Herz unter Druck

Ist der Blutdruck ständig zu hoch, belastet das den Körper. Oft werden die Symptome aber erst spät erkannt.

Von Irene Habich Ende vergangenen Jahres machte ein Beschluss amerikanischer Ärzte Gesunde plötzlich zu Kranken. Die USA senkten die Grenzwerte für Bluthochdruck ab, wodurch nun 35 Millionen Amerikaner mehr als zuvor daran leiden. Dabei berufen sich die US-Mediziner auf eine umstrittene Studie. In Deutschland hält man vorerst an den gängigen Werten fest.Von Bluthochdruck spricht man dann, wenn der Druck in den Gefäßen des Körpers erhöht ist, der medizinische Fachbegriff dafür lautet Hypertonie. Ist der Blutdruck ständig zu hoch, belastet das den Körper, schädigt Gefäße und Organe. Dadurch erhöht sich das Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzschwäche und Nierenleiden. Manchmal wird Bluthochdruck durch eine Krankheit ausgelöst – so kann ihn eine Überfunktion der Schilddrüse in die Höhe treiben. Bei fast 90 Prozent der Patienten mit Bluthochdruck ist die genaue Ursache aber unklar, nur Risikofaktoren sind bekannt. Eine Neigung dazu ist häufig erblich bedingt, Übergewicht, salzreiches Essen, Alkohol, Rauchen und Stress können den Blutdruck zusätzlich erhöhen. Auch steigt er in der Regel mit dem Alter an. Dass Bluthochdruck heute als Volkskrankheit gilt, liegt auch daran, dass es immer mehr ältere Menschen gibt.

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3 von vier Menschen zwischen 70 und 79 Jahren haben Bluthochdruck.

Um den Blutdruck zu messen, werden mit einem Messgerät zwei Werte bestimmt: Der erste Wert steht für den sogenannten systolischen Blutdruck. Er herrscht in dem Moment in den Gefäßen, in dem der Herzmuskel sich zusammenzieht, und Blut durch den Körper pumpt. Der zweite Wert steht für den diastolischen Blutdruck: Er wird gemessen, wenn der Herzmuskel sich zwischen zwei Schlägen entspannt. In Deutschland gilt der Blutdruck bislang als erhöht, wenn er beim mehrmaligen Messen die Werte 140 zu 90 mmHg überschreitet. In den USA wurde der Wert nun auf 130 zu 80 mmHg gesenkt. Was halten deutsche Ärzte davon?

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RND-Grafik; Quelle: RKI

„Die Amerikaner sind da etwas extrem, in Deutschland sehen wir das gelassener. Ich denke, dass wir mit den 140 mmHg einen gute Grenzwert haben“, sagt Dietrich Baumgart. Der Professor und ehemalige Leiter des Herzkatheterlabors des Universitätsklinikums Essen betreibt heute eine kardiologische Praxis. „Anstatt die Grenzwerte immer weiter zu senken, sollte man versuchen, Bluthochdruck besser zu erkennen“, findet Baumgart. „Denn viele, die nach den heutigen Maßstäben daran leiden, werden noch gar nicht behandelt.“

Studie zur Werteabsenkung gilt als unzuverlässig

Das Problem: Hoher Blutdruck kann zwar verschiedene Symptome auslösen wie Nervosität, Schlafprobleme, Schwindel, Herzklopfen und Kopfschmerzen. Doch viele Menschen merken gar nicht, dass sie darunter leiden. „Das Tückische am Bluthochdruck ist, dass er erst einmal nicht wehtut“, sagt Baumgart. „Trotzdem erhöht er das Risiko für Schlaganfall oder Herzinfarkt.“ Ein Screening würde daher laut Baumgart eher helfen als tiefere Grenzwerte.

"Anstatt die Grenzwerte immer weiter zu senken, sollte man versuchen, Bluthochdruck besser zu erkennen."

Prof. Dietrich Baumgart, Kardiologe

Dass eine weitere Absenkung der Grenzwerte sinnvoll ist, bezweifeln auch andere Experten. Auf einem europäischen Kardiologenkongress war die Entscheidung der US-Mediziner kritisiert worden. Die Amerikaner hatten sich auf eine Studie berufen, wonach eine Absenkung der Werte Leben retten könnte. Doch diese Studie gilt als methodisch nicht sauber. Und sie steht im Widerspruch zu einer Analyse des allgemein anerkannten unabhängigen Cochrane-Instituts von 2012. Eine weitere Absenkung der Blutdruckwerte hätte demnach keinen Vorteil. Befürchtet wird nun, dass Millionen von Menschen unnötigerweise blutdrucksenkende Mitte verschrieben werden.

Kardiologe Baumgart meint, dass viele Kollegen schon heute zu früh den Rezeptblock zücken, wenn es um die Behandlung von Bluthochdruck geht. „Je höher die verordnete Dosis von Medikamenten ist, desto stärker fallen die Nebenwirkungen aus“, gibt er zu bedenken. So könne die Einnahme von Betablockern nicht bloß dauerhaft müde machen.

Angst vorm Arzt? Hingehen! 

SPRECHSTUNDE PROFESSOR BORWIN BANDELOW

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Viele haben Angst vor Ärzten. Sie vermeiden deswegen notwendige Arztbesuche. Die Angst vor Ärzten (Iatrophobie), geht meist auf eine Blut- und Verletzungsphobie zurück. Die Blutphobie ist die einzige Phobie, bei der man tatsächlich in Ohnmacht fallen kann, während bei anderen Angstzuständen der Blutdruck eher steigt. Das liegt in der Evolution begründet: Für ein Tier, das nach einem Kampf aus vielen Wunden blutet, ist es besser, wenn es bewusstlos zusammenbricht. Im Liegen wird der Blutdruck stabilisiert und die Gerinnung gefördert. Damit erhöht sich die Überlebenschance. Verlieren Menschen nach einem kleinen Piks das Bewusstsein, ist dies eine überzogene Form eines uralten Überlebensmechanismus, der uns warnt, alles zu meiden, was mit blutenden Wunden einhergehen könnte. Am besten hilft gegen die Angst vor Ärzten, einfach hinzugehen, um festzustellen, dass es doch nicht so schlimm ist.

Borwin Bandelow ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Georg- August-Universität Göttingen und Experte für Angsterkrankungen.

Ibuprofen

SO WIRKT DAS

Ibuprofen wirkt entzündungshemmend, schmerzstillend und fiebersenkend. Der Wirkstoff hemmt die Bildung von Prostaglandinen, körpereigenen Stoffe, die dazu beitragen, dass beispielsweise ein entzündetes Gelenk wehtut. Häufigste Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden.

Platz eins der Liste der am häufigsten ärztlich verordneten Wirkstoffe nach dem Arzneiverordnungsreport 2017 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK aufgrund der von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung.

Knoblauchbrot mit Honig und Thymian

GROSSMUTTER WEISS RAT

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Dieses Gericht kurbelt den Kreislauf an, stärkt das Verdauungssystem und lindert Erkältungssymptome. Frischer Knoblauch ist ein natürliches Antibiotikum und stärkt das Immunsystem – genau wie Thymian. Honig verhindert das Bakterienwachstum.

Brot mit etwas Butter bestrichen, darauf kommen dünne Knoblauchscheiben, Thymianblättchen und etwas Honig. iff

Aus dem Buch „Zwiebelwickel, Essigsocken & Co.: Traditionelle Heilmittel neu entdeckt“ von Karin Berndl und Nici Hofer, Eden Books, 112 Seiten, 14,95 Euro.