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Der Gildebote

Interview mit Bürgerkönig Bernd Becker

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Bürgerkönig Bernd Becker sitzt auf dem Bodenstedt-Denkmal im Kreise seiner Königsrunde.

Mit Bernd Becker hat die Schützengilde zu Peine von 1597 auch im aktuellen Jahr einen „akkeraten“ Bürgerkönig. Und doch ist etwas ein wenig anders als in den vergangenen Jahren. Denn Bernd Becker ist seit einigen Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Auch bei den Ausmärschen am Freischießen-Sonntag und dem Montag vor der Proklamation sowie dem Königseinzug am Dienstagabend war er auf „vier Rädern“ dabei.Bernd, wann hast du von deinem Königsschuss erfahren?Hauptmann Andreas Höver und sein Adjutant Jörg Buchberger waren am frühen Samstagabend während der Freischießen-Tage bei uns. Zuerst haben sie geflunkert, es ginge um die behindertengerechte Umgestaltung des Gildesaals. Als wir dann alle gemütlich auf der Terrasse saßen, sind sie langsam mit der Sprache herausgerückt.Hattest du denn schon etwas geahnt, als es klingelte und der Hauptmann samt Adjutant vor der Tür standen?

Der Gildebote

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Bürgerkönig Bernd Becker nimmt die Gratulationen entgegen.

Zugegeben, ich hatte schon so ein besonderes Gefühl. Wirklich sicher kann man aber nie sein. Ich wusste jedoch, dass ich einen wirklich guten Schuss abgegeben hatte. Immerhin war ich rund 25 Jahre im Sicherheitswesen aktiv.

Was waren deine Gefühle, als du dann erfahren hast, welche Ehre dir zuteil wird?

Zuerst bekam ich dann doch einen großen Schrecken – trotz der Freude. Denn die Gesundheit spielt bei mir ja doch eine große Rolle. Stephan hat mich dann aber noch einmal bestärkt, dass wir das Königsjahr gemeinsam bewältigen.

Du sitzt im Rollstuhl, kannst also nicht im Stehen schießen wie alle anderen, die auf die Königsscheibe halten. Was war deine Technik?

Ich habe freihändig geschossen. Wir haben eigens den Sandsack entfernt, damit ich nicht versehentlich auflege. Die Bürgerschaffer und auch die Schießaufsicht haben meine Schüsse auf die Scheibe dabei sehr sorgfältig verfolgt.

Wie hast du die Ausmärsche bewältigt, die ja Pflicht sind, um die Königswürde erringen zu können?

Ich hatte ein großartiges Team um mich herum. Jeder Einzelne ist ganz wichtig, denn ohne die Hilfe hätte ich es nie geschafft. Deshalb ist es mir auch wichtig, dass alle erwähnt werden. Geholfen haben Marc Nowicki, Michael Pulina und Ralf Holländer. Mit nahezu dem gleichen Team habe ich übrigens schon einen Probelauf vor zwei Jahren gemacht, um zu sehen, ob ich die Tage gesundheitlich auch wirklich packe.

Hast du inzwischen schon einmal bereut, dass du die Königswürde errungen hast?

Keine Minute. Es ist spannend zu erfahren, was alles Neues auf einen zukommt. Überwältigend ist es auch, wer einem alles gratuliert – auch ganz viele Menschen, die ich vorher wirklich nur vom Sehen auf der Straße kannte. Da habe ich wirklich gemerkt, dass ich in dieser Stadt angekommen bin, denn eigentlich komme ich ja aus dem Emsland.

Aktuell hat die Schützengilde den Saal behindertengerecht umgebaut. Wie bewertest du das Engagement?

Ich habe bei den Planungen auch mitberaten. So wäre ich in der Vergangenheit gern häufiger bei den Schießabenden dabei gewesen. Das ging aber nicht, es gab gleich mehrere Hürden. Die sind jetzt aber weitgehend beseitigt. Das war eine gewaltige Arbeit, die in dem Projekt drinsteckt.

Sind denn nicht alle Hürden beseitigt? Du sagtest eben weitgehend …

… das ist richtig. Auf dem Kleinkaliber-Schießstand ist es noch recht eng. Wenn ich dort mit dem Rollstuhl hinein möchte, muss erst der Tisch der Schießaufsicht beiseite geschoben werden, sonst kann ich da nicht manövrieren. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, den Tisch nach hinten an die Wand zu rücken. Aus meiner Sicht könnte das eine Lösung sein. Fest steht aber, die Gilde ist auf einem sehr guten Weg.