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City Magazin Peine - Sommer 2017

Mit einem negativen Weltbild lässt sich kein Theater führen

Mit einem negativen Weltbild lässt sich kein Theater führen

Interview

Nach 29 Jahren als Geschäftsführer des Kulturrings Peine geht Christian Hoffmann zum 31. Juli in den Ruhestand. Im City Magazin spricht er über den Erfolg des mittelständischen Kulturbetriebs, gesetzte Impulse und den Wunsch, künftig die Zeit fließen zu lassen. Herr Hoffmann, was empfinden Sie dabei, nach fast 30 Jahre Ihren Arbeitsplatz zu verlassen? Eine große Zufriedenheit. Ich habe einiges auf die Beine gestellt, worauf ich stolz sein kann. Ich lasse einen mittelständischen Kulturbetrieb zurück, der personell, technisch und finanziell gut aufgestellt ist. Was wird Ihnen fehlen? Nichts (lacht), das wäre glatt gelogen. Der tägliche Kontakt mit Menschen außerhalb und innerhalb des Betriebs, das ständige Entscheiden, vieles davon eigenständig und die Kreativität – das wird künftig anders. Welche Pläne, Ziele haben Sie für den Ruhestand? Ich habe kein festes Raster, das ich über das Jahr werfe. Raum für Spontanität und die Zeit fließen lassen, wobei ich auch Phasen der Langeweile haben darf, das wünsche ich mir. Zeit für ungeplante Schönwetter-Touren mit meiner Frau, für Kinder und Enkel, ein großes Buch, eine CD – einfach Entschleunigung, das werde ich genießen. Werden Sie sich dem Kulturring weiter verbunden fühlen? Seelisch schon, aber ich werde Abstand finden und mein Abschied ist konsequent. Das Team bleibt, ich nabele mich ab und werde nicht abends bei Kulturring-Veranstaltungen oder im Tagesbetrieb weiter anwesend sein.

City Magazin Peine - Sommer 2017

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Christian Hoffmann hat seinen Arbeitsplatz im Peiner Forum.

Theater mit all seinen Facetten, Konzerte, Liederabende, Shows und vieles mehr für alle Generationen und Geschmäcker haben unter Ihrer Regie erfolgreich im Peiner Stadttheater und im Forum stattgefunden. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Die Menschen in einer Stadt zwischen Braunschweig und Hannover ernst nehmen und ansprechen, ihnen geben, was sie möchten, sie zugleich fördern, überraschen und Service bieten. Man muss den Spannungsbogen immer wieder neu definieren.

Was wünschen die Theaterbesucher?

Das Live-Erlebnis. Wir können Broadway-Inszenierungen live sehen, holen uns die ganze Welt nach Hause, konservieren gnadenlos und doch fehlt dann das Pausengespräch, der spontane Austausch mit anderen Menschen über das Erlebte.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kulturring-Chef?

Es waren so viele schöne Erlebnisse. Plötzlich sind diese großartigen Momente da, mit Standing Ovations, Jubel, rhythmischem Klatschen, die Anspannung löst sich, ich bin erleichtert, glücklich zusammen mit dem Publikum, bedanke mich hinter der Bühne bei den Schauspielern. Wenn lange von dem Abend gesprochen wird, das ist magisch.

Welche Schauspieler sind Ihnen in guter Erinnerung geblieben?

Freddy Quinn in seiner alten Polizei-Lederjacke, er putzte rituell vor jeder Show die Schuhe. Heiner Lauterbach, Katja Riemann, Götz George, um einige zu nennen, sie waren immer locker.

Was unterscheidet Theater in Peine von Aufführungen auf Bühnen in den Großstädten?

Traditionell haben unsere Peiner Häuser einen sehr guten Ruf. Die Schauspieler und ihre Teams fühlen sich als gern gesehene Gäste persönlich gut aufgenommen und bestätigen uns das. Wir können weder Oper, Ballett noch Orchester im ganz großen Stil besetzt bieten, das verlangen die Peiner auch nicht. Wir zeigen Lebendiges, Traditionelles und Neues zu vernünftigen Preisen.

Man kennt Sie immer gut gelaunt und offen. Was tun Sie für diese positive, fröhliche Außenwirkung?

Ich habe eine positive Grundeinstellung, mit einem negativen Weltbild lässt sich kein Theater führen. Ich halte es mit einem Zitat aus meinem Lieblingsbuch „Der Leopard“ von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. „Es muss sich alles ändern, damit es so bleibt, wie es ist.“

Text: Birthe Kußroll-Ihle