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Sicherheitswochen 2017

Was hilft wirklich gegen Einbrecher?

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FOTO: POXABAY

Für die Opfer ist es fast immer ein gewaltiges Drama, viele fühlen sich in ihren Häusern und Wohnungen nie mehr sicher: Seit Jahren ist die Zahl der Einbrüche dramatisch angestiegen. Die Politik wirkt auf viele Bürger hilflos. Dabei gibt es inzwischen wirksame Mittel – und erste Erfolge.

Von Thorsten Fuchs Burkhard Homburg und seine Frau kamen gerade aus dem Urlaub zurück, vier Wochen Neuseeland, als ihn die Nachricht erreichte; sie war gleichsam das traurige Willkommen, das sie am Flughafen empfing. Es habe einen Einbruch gegeben, eröffnete ihnen der Freund, der sie abholte. Zum Glück aber seien bloß die Sachen durchwühlt und etwas Modeschmuck gestohlen worden, nichts von größerem Wert, beruhigte er sie. Die Polizei sei auch schon da gewesen. Allerdings wusste der Freund nichts von dem Safe, den die Homburgs in ihrem Kleiderschrank untergebracht hatten. Die Einbrecher aber hatten ihn gefunden – ebenso wie den Schlüssel, den die Homburgs in einem Raum versteckt hatten. Sämtlichen Schmuck, Erbstücke und Erworbenes, hatten sie in dem Safe deponiert. Jetzt war er leer. „Da möchte man vor Wut gegen die Wand springen“, sagt der 75-jährige Rentner, früher Kundenberater einer Werbeagentur, aus der Nähe von Hamburg. „So ohnmächtig fühlt man sich.“

Sicherheitswochen 2017

3250 Euro kostet ein Einbruch im Durchschnitt.

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Einbruchsopfer: Burkhard Homburgs Haus wurde ausgeräumt, als er im Urlaub war. FOTO: PRIVAT

Das Ehepaar Homburg gehört zu den Hunderttausenden, die jedes Jahr in Deutschland Opfer eines Einbruchs werden. Nahezu kontinuierlich ist die Zahl der Einbrüche in Deutschland zuletzt gestiegen – von 106 000 im Jahr 2006 auf 167 000 im Jahr 2015. Für die Betroffenen bedeutet jedes dieser Verbrechen eine enorme Belastung, viele fühlen sich in ihrer eigenen Wohnung nie mehr wirklich sicher. Polizei und Politik schienen dem Phänomen lange Zeit ähnlich ohnmächtig gegenüberzustehen wie Burkhard Homburg seinem aufgebrochenen Haus.

Für das vergangene Jahr belegt die Polizeistatistik jedoch zum ersten Mal seit Langem wieder einen Rückgang, auf insgesamt 151 000 Einbrüche. Lediglich in Sachsen und Sachsen-Anhalt ging der Anstieg weiter. Ist das also nun eine Trendwende?

Tatsächlich versuchten der Gesetzgeber und die Ermittler zuletzt gleich auf mehreren Wegen, das Sicherheitsgefühl der Bürger wieder zu stärken. So erhöhte die Große Koalition zum Beispiel die Mindeststrafe für Einbruchdiebstahl von sechs Monaten auf ein Jahr. In mehreren Städten und Regionen wurden Sondereinheiten eingesetzt, die sich mit nichts anderem als Einbrüchen beschäftigen.

Die KfW vergibt Zuschüsse und Darlehen, wenn Immobilienbesitzer ihre Häuser und Wohnungen einbruchsicher machen wollen. Die Polizei setzt zudem immer öfter eine Analysesoftware ein, die aufgrund vorheriger Straftaten vorhersagt, in welchen Vierteln die Gefahr eines neuen Einbruchs besonders hoch ist.

Nicht nur nachts

Ist man in oberen Etagen wirklich sicherer? Fünf populäre Irrtümer über Einbrüche

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Wirksamer Schutz: Abschließbare Fenster erschweren Einbrechern die Arbeit erheblich. FOTO: DPA

Von Thorsten Fuchs

Die Verunsicherung ist groß: Nachrichten von Einbruchserien in der Nachbarschaft und steigende Fallzahlen verunsichern viele Bürger. Gleichzeitig kursieren zahlreiche Irrtümer über Einbrecher. Eine Entlarvung der wichtigsten Mythen:

„Einbrecher kommen überall rein, Schutz ist zwecklos“: Falsch. Nichts erschwert Einbrüche so wirksam wie gesicherte Fenster, Türen und Alarmanlagen. Diebe wollen schnell zugreifen und rasch verschwinden. In mehr als 40 Prozent aller Fälle brechen sie den Einbruchsversuch inzwischen ab, weil es ihnen zu lange dauert.

„Mein Versteck ist absolut sicher“: Ein Irrglaube. Diebe sind äußerst kreativ im Aufspüren selbst ungewöhnlichster Verstecke. Am sichersten sind Wertsachen im Banktresor.

43 Prozent der Einbrüche finden tagsüber statt – wenn die Bewohner bei der Arbeit sind.

„In oberen Etagen hat man nichts zu befürchten“: Im Gegenteil. Wenn es Einbrecher erst mal in ein Mehrfamilienhaus geschafft haben, brechen sie bevorzugt in den höher gelegenen Wohnungen ein – dort werden sie weniger gestört.

„Diebe kommen vor allem nachts“: Falsch. Einbrecher vermeiden die Begegnung mit Besitzern – und kommen deshalb in 43 Prozent aller Fälle zwischen 6 und 21 Uhr, wenn die Bewohner nicht da sind.

„Dieben muss man sich in den Weg stellen“: Sehr gefährlich. Wer einen Einbrecher bemerkt, soll Licht anmachen oder sich auf andere Weise bemerkbar machen – aber die direkte Konfrontation vermeiden.

„Aber ich bin doch versichert“: Selbst wenn die Versicherung den rein materiellen Schaden ausgleicht, ideelle Werte kann sie nicht zurückbringen.

„Wer eine Alarmanlage hat, muss nichts befürchten“: Für Einbruchopfer ist es besonders schlimm, dass der Einbrecher die Privatsphäre verletzt hat. Die meisten Alarmanlagen können dies nicht verhindern, sie melden den Einbruch lediglich.

Verschenkte Milliarden

Ruhe bewahren!

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Von Hermann-Josef Tenhagen

Sparer und Anleger in Deutschland verschenken jedes Jahr 20 Milliarden Euro oder mehr. Denn hierzulande liegen 1900 Milliarden Euro auf sogenannten tagesfälligen Konten. Und für dieses Geld gibt es praktisch keine Zinsen. 0,0 und 0,01 Prozent Zinsen für Kunden sind bei den Banken inzwischen Standard.

Wer mehr als 10 000 Euro hat und das Geld einige Zeit nicht braucht, sollte Festgeldkonten nutzen. Hier ist ein Prozent Zinsen drin – und das ist 100-mal so viel, wie bei einer Hausbank oder Sparkasse zu bekommen ist. Wer sein Guthaben zehn Jahre oder länger nicht ausgeben will, verschenkt in Niedrigzinszeiten besonders viel Geld – zumindest dann, wenn er das Sparen mit Aktien nicht prüft.

Das ist mit sogenannten Indexfonds oder ETFs heute einfach und kostengünstig. Mit solchen Fonds können Anleger schon mit 50 Euro weltweit an über 1500 Firmen aus über 20 Ländern gleichzeitig beteiligt sein. Von 1970 bis 2016 waren mit solchen Anlagen in jedem denkbaren 15-Jahre-Zeitraum Jahr für Jahr über 7 Prozent Rendite drin. Das Auf und Ab der Börsen lässt sich in 15 Jahren einfach aussitzen. Schon mit einem Prozent mehr Zinsen wären Deutschlands Sparer bei 1900 Milliarden Euro Anlagevolumen jedes Jahr 19 Milliarden Euro reicher.

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur des gemeinnützigen Verbraucherportals

Stimmt das?

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Fingerabdrücke sind sicherer

Es gibt viele Möglichkeiten, die Inhalte auf dem Handy zu schützen: Die meisten Nutzer verwenden ein Passwort. Auf neueren Geräten ist jedoch auch die Authentifizierung durch den Scan der Iris oder des Fingerabdrucks möglich – sicherer, meinen viele, denn diese biometrischen Eigenschaften können nicht gestohlen werden. Eine PIN- oder Passwortsicherung sollte für Smartphone-Benutzer selbstverständlich sein, sagt Tim Griese vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Zusätzliche Möglichkeiten, wie die Eingabe einer Fingerabdrucks- und Gesichtserkennung, erhöhten die Sicherheit. Allerdings ist es auch möglich, Fingerabdrücke von Fotos zu kopieren, wie es IT-Experten des Chaos Computer Clubs im Jahr 2014 gelang.

Zahlen, bitte!