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Weihnachtsgrüße aus Stadt und Landkreis Peine

Wir helfen beim Backen

Wir helfen beim Backen

Es war kurz vor Weihnachten. Mutter buk Plätzchen für den Christbaum. Sie hatte die tiefe Schüssel auf dem Schoß und rührte sorgsam zusammen, was zu einem guten Teig gehört: Butter und Eier, Milch und Mehl, Zucker und Zimt. Eifrig sahen die Kinder zu. Jetzt war der Teig fertig. Die Mutter rollte ihn dünn aus, dann sagte sie: „So, jetzt könnt ihr helfen. Evchen und Bertel, ihr nehmt jede ein Weinglas und stecht damit runde Plätzchen aus.“ „Und was kann ich tun?“, rief die kleine Lore. „Du nimmst einen Fingerhut und stichst aus jedem Plätzchen in der Mitte ein rundes Stück Teig heraus, damit man einen Faden zum Anbinden durchziehen kann.“ Emsig machten sich die Kinder an die Arbeit. „Nun haben wir genug runde Plätzchen“, sagte die Mutter nach einer Weile. „Jetzt könnt ihr beiden großen Herzchen und Sterne ausstechen.“ Die Mutter holte zwei kleine Blechformen und zeigte den Mädchen, wie man die Formen auf den Teig drückt und die Plätzchen aussticht. „Und ich kann gar nichts tun?“, fragte Lore. „Du kannst Mandeln auf die Sterne und Herzen legen.“ Da steckte der Vater den Kopf zur Küchentür herein. „Bei euch geht’s ja lustig zu“, sagte er, „darf ich helfen?“ „Ja, ja!“, riefen alle, und Evchen und Bertel boten dem Vater eifrig ihre kleinen Formen an. Der Vater aber sagte: „Nein, nein, Herzchen und Sterne mache ich nicht. Ich steche aus, was mir gefällt!“ Dabei nahm er ein Messer und fing an, die hübschesten Sachen aus dem Teig herauszuschneiden: Vögel und Rehe, Schweine und Esel und sogar ein Auto. Die Kinder lachten. Dazwischen hieß es: „Vater, dein Elefant hat ja nur drei Beine!“ Oder: „Du hast ja dem Schweinchen keinen Schwanz gemacht.“ Dann lachte auch der Vater und besserte sein Kunstwerk aus. Zuletzt war nur noch ein kleines Stückchen Teig da. Aus dem machte der Vater für jedes seiner drei Töchterchen ein Kätzchen mit langem Ringelschwanz, und die kleinen Mädchen freuten sich schon, die Kätzchen an dem Christbaum wiederzufinden. „Nun essen wir Suppe“, sagte die Mutter, „und dann heißt es zu Bett gehen, es ist schon spät.“ Text: Helene Stökl, Wien

Weihnachtsgrüße aus Stadt und Landkreis Peine

Berliner Weihnachtsmarkt  

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Foto: lianem/123RF 

Im alten Berlin begann der Weihnachtsmarkt am 11. Dezember und endete erst am 11. Januar, damit die Einwohner nach dem Fest Gelegenheit hatten, sich hier in ihren neuen Kleidern zu zeigen. Ob es regnete oder schneite, ob es fror oder taute, sobald der Abend anbrach, die Lampen in den Buden oder die Lichter in den blank geputzten Laternen brannten, setzten sich Mann und Weib mit allem, was laufen und jauchzen konnte, in Bewegung, um die Wunder der Kleinindustrie in den hell erleuchteten Buden zu beschauen und sich mit dem drängenden Menschenknäuel langsam vom Cöllnischen Markt bis zum Schlossplatz fortschieben zu lassen. Vor der Stechbahn ist ein Wald künstlicher und natürlicher Pyramiden mit goldenen Äpfeln und Nüssen. Des Drängens, Lärmens und Schreiens ist kein Ende. Die kleinen Knaben in den Bürgerfamilien haben zu Hause von Vater, Mutter, Tante und vom großen Bruder jeder einen Groschen bekommen, und der Kinder süßestes Glück ist es, den Großen zu spielen.

Jovial ließ sich natürlich auch die vornehme Welt herab, dieses Berliner Volksfest von der Equipage aus zu besichtigen. Der Dichter Glaßbrenner schildert, wie sich Frau von X. mit ihren Kindern Sigismund und Kunigunde, hinter sich zum Schutz einen Bediensteten, auf den Weihnachtsmarkt wagt, während Johann an der Ecke mit der Kutsche auf die Herrschaft wartet. „Friedrich“, wendet sich die Frau von X. vornehm an den Lakaien, „kauf doch mal für einen Taler Marzipan!“ Einen Taler betrug in der Biedermeierzeit kaum der Wochenlohn eines Arbeiters; dessen Kinder konnten den Markt nur als Sehleute benutzen, falls sie nicht selbst Waldteufel oder Pfefferkuchen, die sie gern für sich gehabt hätten, verkaufen sollten. „Zwischen all dieser neuen Pracht liegt der Weihnachtsmarkt wie die ‚gute alte Zeit‘. So war es damals, als meine Eltern mich das erste Mal mitnahmen“, so erzählt der Schriftsteller Stinde, „und so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag.“ 

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Foto: Claudio Ventrella/123rf

Wie balsamisch duften die dunklen Tannenbäume, von denen ganze Wälder umherstehen. Wie anheimelnd riecht es nach frischen Pfannkuchen und Schmalzgebackenem! Und die vielen Menschen, groß und klein, ergötzen sich, als hätten sie solche Herrlichkeiten nie zuvor gesehen. Die Spaßvögel sind immer noch rot und gelb und grün gemalt, mit einer Feder auf dem Kopf, und wenn an der Strippe gezogen wird, klappen sie zusammen. Dazu wird gerufen: „Vorne nickt er, hinten pickt er, nur einen Groschen, der schöne Spaßvogel. Kaufen Sie, Madameken, es ist der letzte!“ So eine Drängelei gibt es nirgends. Aber wir kamen durch, weil der Berliner bei Gedränge stets zur rechten Seite geht und nur der Fremdling gegen den Strom will, bis ihm einer zuruft: „Sie da, mit’s Jesichte, halten Sie sich rechts, sonst werden Ihnen die Plätteisen abjetreten!“ Das hilft sodann prompt.

Text: Hans Ludwig, in: Altberliner Bilderbogen, Berlin 1965, Altberliner Verlag